Vermögensaufbau – Wieviel Geld sollte man bis wann gespart haben?

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Wieviel Geld sollte man mit 30, 40 oder 50 Jahren eigentlich gespart haben? Die Antwort darauf ist für jeden unterschiedlich. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt die altersspezifische Verteilung der Nettohaushaltvermögen in Deutschland. Somit haben wir zumindest einen Anhaltspunkt für jede Altersgruppe, der als Zwischenziel beim Sparen und Investieren dienen kann.

Investieren mit Ziel vor Augen

Zentral für jeden Vermögensaufbau ist ein klar definiertes Ziel, das durch kleinere Zwischenziele strukturiert sein kann. Dadurch wird es möglich, Sparraten zu formulieren und eventuell an verschiedenen Stellschrauben nachzujustieren: Kann noch mehr gespart werden? Sind die angedachten Spar- und Vermögensziele eventuell zu hoch angesetzt? Wann in meinem Leben werde ich wie viel Vermögen aufgebaut haben?

Ohne ein kalkulierbares und quantifizierbares Ziel ist es schwierig, zu messen, ob man bereits auf einem guten Weg ist. Natürlich wünschen sich viele, ab einem bestimmten Punkt ihres Lebens vermögend zu sein. In diesem Zusammenhang stellt sich für viele jüngere (und auch ältere) Anleger die Frage, was es überhaupt bedeutet, reich oder vermögend zu sein.

Reichtum ist relativ

“Als reich würde ich mich nicht empfinden”, oder: “Ich würde mich zur gehobenen Mittelschicht in Deutschland zählen”. Diese Aussagen zeigen, dass das Empfinden von Reichtum von der subjektiven Perspektive geprägt ist. Allein der beide Male verwendete Konjunktiv deutet darauf hin, dass es keinen objektiven Maßstab für Reichtum geben kann. Die Zitate stammen übrigens von Bundesfinanzminister Olaf Scholz und vom CDU-Politiker Friedrich Merz.

Beide würden wohl von den meisten Deutschen als reich oder zumindest sehr wohlhabend kategorisiert werden – Scholz als Beamter der höchsten Besoldungsstufe und Merz als Aufsichtsratmitglied mehrerer Unternehmen und Millionär. Der derzeit reichste Mensch der Welt und Amazon-Chef Jeff Bezos hingegen würde vermutlich nur müde mit den Schultern zucken, wenn er mit solchen Summen konfrontiert wäre. Man ist also immer reich im Verhältnis zu jemand anderem – Reichtum ist relativ.

Alter und Vermögensverteilung

Eine häufige Methode zur Bestimmung von Reichtum ist demnach der Vergleich zu anderen. Dies kann zum Beispiel auf der Basis des Vergleichs des Nettovermögens passieren. Allerdings ist ein wichtiger Faktor in der Vermögensverteilung das Alter – Vermögen ist im Hinblick auf die Altersstruktur extrem ungleich verteilt. Junge Menschen besitzen im Vergleich deutlich weniger Vermögen als ältere. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie schlichtweg noch nicht so viel Lebenszeit hatten, ein solches anzuhäufen. Auch die Gehälter steigen meist mit der Erfahrung und damit mit dem Alter.

Deswegen ist es insbesondere als junger Mensch durchaus sinnvoll, sein Nettovermögen nicht mit dem Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung, sondern mit dem Nettovermögenswert der Altersgruppe zu vergleichen, der man angehört. So gehört ein Haushalt eines Unter-30-Jährigen mit einem Nettovermögen über 71.300€ bereits zum obersten Haushaltsnettovermögens-Perzentil in Deutschland. In der wohlhabendsten Gruppe – der der 55-59-Jährigen – liegt der Durchschnittswert dieses obersten Perzentils bei stolzen 625.400€.

Interaktive Grafik mit Vermögensperzentilen nach Altersgruppe

Christoph Runge Versicherungen und Baufinanzierungen

Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat im Oktober 2020 einen neuen Kurzbericht mit dem Namen „Vermögensgrenzen: große gruppenspezifische Unterschiede“ veröffentlicht. Die vorliegende Studie bezieht sich ausschließlich auf Haushaltsnettovermögenswerte und die Zahlen stammen aus dem Jahr 2018. Unter Haushaltsnettovermögen versteht man die Summe aller Vermögenswerte (Immobilien und anderem Finanzvermögen, wie zum Beispiel Tages- und Festgeldkonten, Sparbüchern, Wertpapiere und Versicherungen) abzüglich aller Verbindlichkeiten (Hypotheken, Konsum- und Ausbildungskredite). Zu beachten ist, dass nicht Einzelpersonen, sondern eben Haushalte als Einheiten dienen.

Auf der x-Achse findest du die verschiedenen Altersgruppen, von unter 30 bis über 75 Jahren. Die Haushaltsnettovermögen wurden in Perzentile unterteilt. Ein Perzentil gibt den Anteil der Werte der Verteilung an, die kleiner oder gleich dem angegebenen Wert sind; liegt ein Haushaltsnettovermögen auf der 90. Perzentile, bedeutet dies, dass 10% der Haushaltsnettovermögen dieser Altersgruppe größer sind und 90% kleiner.

Statistik als Anhaltspunkt nehmen

In der eigenen Vermögens- und Anlageplanung kann man sich gerade als Jüngerer oftmals etwas verloren fühlen. Wie viel ist ein normales Vermögen? Wie viel sollte oder könnte ich in einem bestimmten Alter besitzen? Was sind angemessene Zielwerte? Diese Fragen stellt man sich bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Vermögen.

Die Statistik des IW Köln kann als erster Anhaltspunkt verwendet werden, um ein Gefühl für die durchschnittliche Vermögenssituation in Deutschland zu entwickeln. Für Vermögensplanung ist es jedenfalls wichtig, sich greifbare und realistische Ziele zu setzen. Allerdings sind diese individuell sehr unterschiedlich – nicht für jeden hat es schließlich die höchste Priorität, zu jedem Zeitpunkt seines Lebens zum obersten Perzentil zu gehören. Gerade für junge Menschen ist es ein wichtiger Schritt, erst einmal schuldenfrei zu werden und konsequent mit dem Vermögensaufbau zu beginnen.

Und wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt: Reichtum ist vor allem auch ein subjektives Empfinden, das von der Realität oft stark abweicht. Laut Umfragen der Bundesbank von 2019 fühlen sich nicht einmal 3% der Haushalte den vermögendsten 20% zugehörig. In Deutschland fühlt man sich also für gewöhnlich ärmer, als man ist.

Quelle:  www.finanzfluss.de

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